Nibutani ist ein kleines Dorf auf Hokkaido, der nördlichsten Insel Japans. Dort lebt das indigene Volk der Ainu, das über Jahrhunderte hinweg eine eigene Sprache, Religion und Lebensweise bewahrt hat – tief verbunden mit der Natur.
Eine der bedeutendsten handwerklichen Traditionen der Ainu ist der „Attus“, ein von Hand gewebter Stoff, dessen Name in der Ainu-Sprache „Baumfaserstoff“ bedeutet. Dieser Stoff wird aus der inneren Rinde des Ohyo-Baums (Ulme) gewonnen. Die Herstellung ist aufwendig: Die Rinde wird von Hand abgeschält, die Fasern extrahiert, zu Garn gesponnen und schließlich auf einem Webstuhl von Hand verwoben.
Attus war früher ein wesentlicher Bestandteil des Alltags – als Kleidung für Männer und Frauen, aber auch als Ausdruck sozialer Stellung und spiritueller Bedeutung. Die gewebten Muster und Techniken wurden über Generationen hinweg innerhalb der Familien weitergegeben.
Heute ist der Nibutani Attus als offizielles traditionelles Handwerk Japans anerkannt. Nur noch wenige erfahrene Handwerkerinnen beherrschen diese Technik, und jedes einzelne Stück erfordert Monate intensiver Handarbeit. Attus ist mehr als ein Stoff – er ist ein lebendiges Zeugnis für Widerstandskraft, Wissen und Identität der Ainu.
